Mythos Katze
Einführung:

Als gezähmtes Haustier taucht die Katze erstmals im alten Ägypten auf, vor gut dreitausend Jahren. Sie wanderte von Nordafrika über Europa nach Asien, später nach Amerika und in den Pazifischen Raum.

Katzen spielen in den verschiedensten mystischen, religiösen und magischen Weltbildern der letzten Jahrtausende eine besondere Rolle. Ein Grund dafür ist sicher, dass Katzen ihrer natürlichen, wilden Lebensweise treuer geblieben sind als die meisten anderen Haustiere. Die vielen verwilderten Katzen beweisen, dass Katzen sich jederzeit von uns lösen und ohne uns überleben können. Sie brauchen uns nicht wirklich- und wohl deshalb fühlen wir uns so geehrt, wenn sie uns ihre Zuneigung schenken.
Unsere Beziehung zu Katzen hat viel mit unserem gemeinsamen Bedürfnis nach Berührung zu tun. Wir streicheln und kraulen sie, sie schmiegen sich an und schnurren um unsere Beine.

Katzen können genauso wichtig werden wie gute Freunde sein.

Die Katze als Geschenk Gottes:                            

Dem hebräischen Volksglauben nach gab es vor der Sintflut auf der Erde keine Katzen. Als jedoch alle Tiere in der Arche angelangt waren, befürchtete Noah, der Löwe könnte den anderen Geschöpfen gefährlich werden.
Er bat Gott um Hilfe und wurde erhört- der Löwe fiel in einen tiefen Schlaf. Aber damit entstand ein neues Problem: die Ratten vermehrten sich übermäßig und begannen, die Essensvorräte zu vernichten. In seiner Not bat Noah Gott nochmals um Hilfe, und dieser befahl ihm, den Löwen einen Schlag
auf die Nase zu versetzen.
Der Löwe musste niesen, und aus seinen Nüstern fielen die ersten beiden Katzen auf die Erde. Die Ratten mussten sich fortan in acht nehmen.

Obgleich die Katze einst sogar die göttliche Fruchtbarkeit der Mutter Gottes symbolisiert hatte, stand sie nur noch für Verstohlenheit und Betrug, sie wurde zur Judaskatze und erscheint als solche auf vielen Gemälden vom letzen Abendmahl. Nachdem die ketzerischen Manichäer, Waldenser, Albigenser, Katharer und Templer einmal „gestanden“ hatten, den Satan in Gestalt einer schwarzen Katze an zu beten, kannte der Hass gegen die Katze in der christlichen Welt keine Grenzen mehr. Seit dem späten Mittelalter wurden sie grausam verfolgt. Innozenz VIII. , ein Papst der Renaissancezeit, befahl, alle Katzen in der christlichen Welt zu töten. Millionen von Katzen fielen diesem Befehl zum Opfer, die meisten von ihnen wurden verbrannt. Erst Ludwig der XIII. unterband diese Praxis im 17. Jahrhundert wieder. Der Katzenhass mag übrigens mit verantwortlich für die verheerende Ausbreitung der schwarzen Pest gewesen sein. Ratte und Maus als Träger der tödlichen Seuche hatten sich ja ungehindert vermehren können.

Das Geschöpf des Teufels

Als Gottes gute Schöpfung galt der Hund, während die Katze die schlechte Schöpfung des Teufels war. Einem mittelalterlichen Glauben zufolge erschuf der Teufel die Katze aus Versehen. Er wollte eigentlich einen Menschen schaffen, aber es gelang ihm nur eine haarlose Katze. Petrus war es, der Mitleid mit dieser armen Kreatur empfand und ihr ein Fell gab.

Die Schamanen in der Mongolei glauben, dass Gott Mann und Frau aus einem Lehmklumpen formte und dann mit einem Fell umhüllte. Um sie zum Leben zu erwecken, musste er Wasser aus der ewigen Quelle holen. Hund und Katze sollten so lange Wache halten. Der Teufel lenkte sie jedoch mit Futter ab und urinierte dann auf die beiden Lehmmenschen. Das erzürnte Gott sehr und er zwang die Katze, das verdorbene Fell der Menschen bis auf die Haut abzulecken. Nur das Haupthaar, das sauber geblieben war, sollten Mann und Frau behalten. Schließlich blieben auch noch ein paar behaarte Stellen übrig, die die Katze nicht so gut mit ihrer Zunge erreichen konnte.
Dann erweckte Gott Mann und Frau mit dem heiligen Wasser zum Leben. Unsterblich konnten sie nun nicht mehr werden.
Dem mittelalterlichen Volksglauben nach war die Katze das Geschöpf des Teufels. Schwarze Katzen wurden sogar als der Teufel selbst betrachtet. Sicherlich dachten die Menschen in Irland daran, wenn sie beim Betreten eines Hauses zum Gruß sagten: „Gott schütze alle hier, nur nicht die Katze“.

Wenn der Teufel beschwört werden sollte, benötigte man dazu immer eine Katze. Im schottischen Hochland gab es im 17. Jahrhundert einen Ritus, bei dem mehrere Personen eine lebende Katze rückwärts über ihre Schulter in einen Röstofen mit zwei Türen werfen mussten.
Einer der Anwesenden kroch anschließend unter einen Kessel, ein anderer sprach die Beschwörungsformel und ein dritter hielt sich bereit, dem Teufel gegenüber zu treten. Dann warf man den Teufel die Katze ins Gesicht und er musste Fragen beantworten und Wünsche erfüllen.

Die Katze und ihre Symbole

Das Unbewusste:
Katzen wurden weit häufiger mit dem Unbewussten als mit dem Bewusstsein in Verbindung gebracht, mit dem Mond eher als mit der Sonne und auch mit dem Ying eher als mit Yang. Die Ägypter glaubten, die katzenköpfige Göttin Bastet sei der Mond und damit das linke Auge des Himmelsgottes Horus, mit dem er nachts über die Welt wachte. Sein rechtes Auge, die Sonne schlief derweil. Unser linkes Auge und die gesamte linke Seite unseres Körpers werden von der rechten, intuitiven und schöpferischen Seite unseres Gehirns gesteuert.

Fruchtbarkeit:
Die Fruchtbarkeit der Katzen ist legendär. Zum einen vermehren sie sich wirklich enorm schnell, zum anderen scheinen die Veränderungen ihrer Augen mit den wechselnden Mondphasen in Verbindung zu stehen- und damit auch mit dem weiblichen Menstruationszyklus, der bei den Frauen früherer Zeit fast immer parallel zu den Mondphasen verlief.

Freiheitsliebe:
Ihre natürliche Unabhängigkeit und die nie abgelegte Wildheit ließen die Katze bei den Römern und später in der Wappenkunde zum Symbol der Freiheit werden.
Die Göttin Artemis war das griechische Gegenstück zur ägyptischen Katzengöttin Bastet. Artemis stand für Freiheit, Wildheit, Natur und Jagdinstinkt- alles ausgesprochene Katzeneigenschaften. Die Römer machten aus Artemis ihre freiheitsliebende Jagdgöttin Diana. Diese wurde oft mit einer Katze, die zu ihren Füßen lag, dargestellt.

Wachsamkeit:
Die Mondgöttin Bastet blickte mit ihrem Katzenkopf unbewegt Nacht für Nacht vom Himmel herab- genauso ausdauernd wie alle Katzen, wenn sie regungslos eine Maus oder einen Vogel betrachten, Katzen sind beharrlich und wachsam.

Rätselhaftigkeit:
Ihr Jagdinstinkt, ihre Neugierde und ihre Findigkeit haben der Katze in der Welt den Ruf eines geheimnisvollen Wesens verliehen. In Äsops Fabeln ist die Katze der Schwindler und im Märchen vom "Gestiefelten Kater" verhilft der Kater seinem Meister mit Tricks und Finten zu Ruhm und Reichtum.

Ewigkeit:
Ein Kreis hat keinen Anfang und kein Ende und galt deshalb schon immer als Symbol für Ewigkeit. Im Zen- Buddhismus bedeutet der Kreis Erleuchtung. Einheit und Vollkommenheit entstehen durch Balance- dies besagt das kreisförmige Ying- Yang- Symbol. Katzen dienen mitunter als Sinnbild für die Ewigkeit, weil sie sich im Schlaf oft kreisförmig zusammenrollen.

Katz' und Maus:
Wenn Katzen auf Gemälden oder anderen Bildern dargestellt sind, dann sehen wir sie zumeist beim Mäusejagen. Dieses dient als Symbol der Sterblichkeit. Die Maus steht für die menschliche Seele, die Katze für den Tod, der plötzlich und unerwartet oder als Folge eines tödlichen Spiels eintreten kann. In einigen Ländern Europas wurden Mäuse als Seelen verstorbener betrachtet und dementsprechend gefüttert.
Heilige Tiere
Die berühmtesten heiligen Katzen wurden von den alten Ägyptern gehalten. Die heutigen äthiopischen Rassen sind möglicherweise ihre direkten Nachfahren, sie könnten allerdings auch durch die Kreuzung getigerter Katzen zustande gekommen sein.

Tempelkatzen:

Sowohl siamesische als auch birmanische Katzen wurden als Hüter buddhistischer Heiligtümer geschätzt. Die Thailänder glaubten, dass der Geist der Menschen in die Katzen hinüberwanderte wenn sie starben. Dieser Glaube erhöhte die Katzen zu heiligen Tieren.

Mitglieder der königlichen Familie von Siam wurden zusammen mit einer lebenden Katze bestattet. Das Dach der Grabkammer enthielt kleine Öffnungen. Entkam die Katze durch diese Löcher, dann war sicher, dass die Seele des Verstorbenen in der Katze weiterlebte.

In Birma erzählt man folgende Geschichte:
Vor der Geburt des Buddha lebten im Tempel von Lao- Tsun, der der blauäugigen Göttin Tsun Kyankse geweiht war, hundert weiße Katzen. Tsun Kyankse aber wachte über die Wanderung der abgeschiedenen Seelen. Eines nachts überfielen Räuber den Tempel und töteten den Hohepriester, der am Altar kniete. Sofort sprang seine gelbäugige Katze Sinh auf den toten Körper und empfing dessen Seele. Sinhs Fell wurde golden und ihre Augen so blau wie die der Göttin. Wo sie aber den Körper des Priesters berührt hatte, blieben die Pfoten als Symbol der Reinheit des Priesters schneeweiß. Der Hohepriester, jetzt in Sinhs Körper, gab seinen Mönchen die Kraft, die Mörder zu überwältigen. Die arme Sinh saß sieben Tage auf dem Thron und verweigerte jede Nahrung. Dann starb sie. Die Seele des Meisters wanderte weiter, in den Himmel. Von diesem Tage an hatten alle Katzen des Tempels blaue Augen, ein goldenes Fell und die weißen Pfoten der Birma Katze.

Sonne und Mond

Offensichtlich können Katzen in der Dunkelheit sehen. Daher wurden sie schon von den alten Ägyptern mit den Lichtquellen Sonne und Mond in Verbindung gebracht. Wie viele andere Völker verglichen die Ägypter den Löwen mit der Sonne. Beide sind stark und mächtig. Der große ägyptische Sonnengott Ra wurde als Löwe dargestellt, ebenso seine Tochter Sekhmet.
Katzen repräsentierten die selben Mächte wie die Löwen, so nahm der Sonnengott Ra bisweilen die Gestalt einer Katze an. Zudem galt der Mond im Reich der Pharaonen auch als „kleine Sonne“. Daraus folgte, dass die „großen“ und „kleinen Löwen“ Nicht nur mit der Sonne, sondern auch mit dem Mond identifiziert wurden. Die Katze wurde schließlich das Symbol der Mondgöttin Bastet, die ursprünglich in Gestalt einer Löwin angebetet worden war.

Die Wetterkatze                                

Es ist schwer zu sagen, ob Katzen das Wetter vorhersagen können. Sicher reagieren sie sensibler auf Elektrizitätsschwankungen und Luftdruckveränderungen als wir Menschen. Katzen schaffen es sogar, ihre Jungen vor einem plötzlich hereinbrechenden Wirbelsturm in Sicherheit zu bringen. Die meisten Geschichten über die Wetterfühligkeit der Katzen gründen sich aber auf weniger überzeugende Fakten. Einem weit verbreiteten Glauben nach wird es regnen, wenn eine Katze ihre Pfoten hinter die Ohren legt ( was Katzen stets tun, wenn sie sich putzen).
Eine aufgeregte Katze mit hoch erhobenen Schwanz signalisiert Sturm. Wenn eine Katze dagegen ihre Position für die obligatorische „Katzenwäsche“ ein nimmt, dann kann das alles bedeuten: entweder kommt Regen, Schnee, Frost, oder anderes schlechtes Wetter auf.
Vielen Überlieferungen zufolge können Katzen, wie Hexen, das Wetter sogar beeinflussen. In manchen Bauernsagen haben Katzen die Macht, Regen zu bringen.
In Kambodscha gibt es den alten Brauch, eine im Käfig eingesperrte Katze von Dorf zu Dorf zu tragen. Die Dorfbewohner besprenkelten sie dann mit Wasser, um so ihrem Gott Indra um Regen zu bitten. Mancherorts tauchte man die armen Tiere sogar ganz unter Wasser.

Katzen bei Nacht

Jede Nacht geht Ra, die Sonne, schlafen und Dunkelheit senkt sich über das Land. Das glaubten die alten Ägypter. Während Ra, umgeben von Totengeistern, in seinem Boot durch die Unterwelt gleitet, versucht die Schlange Apep, ihn auf zu halten, indem sie das Wasser unter seinem Boot leer trinkt. Zum Schluss erscheint die große Katze- angefeuert von Geister, die laut „Miau“ rufen und beißt der Schlange den Kopf ab. So kann jeden Morgen die Sonne aufs neue auf gehen.

Katzen und Vampire

In Japan verwandeln sich Vampire gern in eine Katze, überwältigen heimtückisch ihr Opfer und leben dann in dessen Hülle weiter.
In China heißt es, dass ein Toter auferstehen und für kurze Zeit Böses anrichten wird, wenn sich unter seiner Bahre ein Hund und über ihm auf dem Dach eine Katze befindet.
In weiten Teilen Europas glaubt man, dass aus einem Toten ein Vampir wird, wenn eine Katze über seine aufgebahrte Leiche läuft. Deshalb sperrt man Katzen aus Totenzimmern aus.
Diese Vampirlegenden haben ihre Wurzeln in dem hebräischen Volksglauben um Lilith, Adams erster Frau. Sie wurde aus dem Paradies vertrieben, weil sie ihrem Mann nicht gehorsam war. Aus Lilith wurde eine böse Hexe und ein Vampir, der sich an Säuglingsblut labte. Am liebsten nahm Lilith den Körper einer riesigen schwarzen Katze namens El Broosha an.

Esoterische Katzen

Im modernen Tarot kommen keine Katzen vor. Bevor aber, um das Jahr 1800, die Marseilles- Karten üblich werden, findet sich die Katze auf der unnummerierten Narrenkarte zu Füssen des Narren. Sie soll die niedere Natur versinnbildlichen.
Diese Natur wurzelt stark im Unbewussten. Um ihn darauf aufmerksam zu machen, beißt die Katze den Narren ins linke Bein. Die linke Seite des Körpers steht für Unbewusstes und Intuition.

Katzen in der Astrologie                           

Erstaunlicherweise kommen weder in der westlichen noch in der östlichen Sternkunde Katzen vor. Der französische Dichter Voltaire möchte keine Katzen und mokierte sich immer darüber, dass sie es nicht geschafft hatte, unter die 33 Sternbildtiere aufgenommen zu werden. Sein Landsmann Lalande, ein Astronom, nannte, nur um Voltaire zu ärgern, ein Sternbild „Felis“ und nahm es in seine Himmelskarte auf. Er schrieb: „Diese Figur soll an der Sternenkarte kratzen“. Das tat sie aber leider nur für hundert Jahre, dann wurde „Felis“ als überflüssig aus den Himmelskarten verbannt.
Das chinesische Horoskop schließt die Katze aus, weil sie sich bei Buddhas Tod unwürdig verhalten haben soll. Alle Tiere kamen, um Buddhas Eingang ins Nirwana mit zu erleben. Nur die Katze verpasste das Ereignis, weil sie unterwegs ein Nickerchen hielt. Heute stellt die Katze manchmal das vierte chinesische Tierkreiszeichen dar, aber traditionell stand an dieser Stelle der Hase.


Von Katzen und Schlangen

Von der Legende, nach der die Katze nicht zu Buddhas Beerdigung erschien, gibt es eine weitere Version. Sie besagt dass die Katze sehr wohl ankam, sich aber dadurch entehrte, dass sie nicht weinte. Das einzige andere Tier, das bei dieser Gelegenheit keine Tränen vergoss, war die Schlange.
Katzen und schlangen haben viele Gemeinsamkeiten. Die Schlange versinnbildlicht in diesem Mythos Tod und Krankheit. In der frühen gnostischen Schrift „Pistis Sophia“ berichtet Jesus seiner Mutter Maria von einer großen Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt und dabei die ganze Welt umschlingt. Diese Welt enthält zwölf Höllenkammern. Einige der Wächter vor den Kammern haben Katzenhäupter. Auch in diesem Mythos bilden Schlange und Katze zwei Teile eines Ganzen.


Von der Göttin zur Hexe               

Die Katze hatte in der griechischen und römischen Antike ganz ähnliche Funktionen und Bedeutungen wie schon in der ägyptischen Kultur. Sie wurde den antiken Mondgöttinen zugeordnet, symbolisierte Freiheit, Fruchtbarkeit, wasserspendende Energie und die Unterwelt. Die klassische Mythologie berichtet, dass alle Götter Griechenlands vor dem Ungeheuer Typhon vom Olymp nach Ägypten flohen. Da sie befürchteten, Typhon könne ihnen folgen, verwandelten sie sich in Tiere. Diana, die griechische Artemis, nahm Katzengestalt an. Auch Hekate verwandelte sich auf der Flucht in eine Katze. Sie war die griechische Göttin der Unterwelt und der Nacht und somit die dunkle Seite der Artemis. In der römischen Mythologie wurde aus Hekate eines der drei Antlitze der Mondgöttin: Luna (am Himmel), Diana (auf der Erde) und Hekate (in der Unterwelt). Diese dreigestaltige Göttin nahm die Gestalt einer Katze an, wenn sie sich mit ihrem Bruder Luzifer vereinigen wollte. Aus dieser Verbindung erwuchs die Hexenmeisterin Aradia.
Im 13. Jahrhundert wuchs die Enttäuschung der Menschen über die Kirche und die gesellschaftliche Lage. Die Kirche suchte einen Sündenbock und verfiel auf die Hexerei. Von alten Frauen erwartete man wenig ernsthaften Widerstand. In den folgenden Jahrhunderten wurden Abertausende von ihnen als Hexen verbrannt- und ihre Katzen dazu.
Für die feindliche Haltung der Kirche gegenüber der Katze gab es mehrere Gründe. Zum einen fürchteten die christlichen Patriarchen die seit Urzeiten bestehende innige Beziehung zwischen Katzen und Frauen. Zum anderen stand die Katze nach den überlieferten Mythologien der Ägypter, Griechen und Römer in engem Kontakt mit dem Mond und der Unterwelt mit all ihren dunklen Geheimnissen.
Nach und nach versuchte das Christentum, alle heidnischen Götter und Göttinnen zu dämonisieren und so zu verdrängen. Diana, Artemis, Hekate und Freya wurden zu Hexen erklärt. Sie alle waren als himmlische Nachfahren der ägyptischen Göttin Bastet eng mit Katzen verbunden.

Zur Verdammung der Katze berief sich die Kirche des weiteren auf die Bibel. Dort wird die Katze nur ein einziges Mal erwähnt, und das auch nur in den Apokryphen. Dort heißt es lediglich, dass Fledermäuse und Mäuse auf Götzen sitzen werden und ebenso auch Katzen. Im Alten Testament werden Katzen sonst nicht erwähnt. Das liegt sicher daran, dass die Juden aus historischen Gründen alles ablehnten was den Ägyptern wertvoll war.

Die Macht der schwarzen Katze

Die schwarze Katze war eine genetische Mutation, die um das Jahr 1000 v. Chr. Erstmals in Phönizien auftauchte. Bei den Ägyptern galten schwarze Katzen als Glücksbringer, im dunklen Mittelalter galten sie als Geschöpfe des Teufels.

Andererseits schrieb man insbesondere schwarzen Katzen heilende Wirkung bei bestimmten Leiden zu, wie Gürtelrose, Keuchhusten oder dem Grauen Star. Unglücklicherweise bestand die Behandlung in den meisten Fällen darin, dass man eine schwarze Katze tötete, ihr Blut trank, ihr Herz briet und aß, ihren Kopf zu Asche verbrannte und ähnliches mehr. Das mindeste war aber ihr den Schwanz ab zu schneiden.

Eine schwarze Katze zu berühren soll Glück bringen. Mancherorts soll man dabei sogar einen Wunsch frei haben. Bastet war unter anderem auch eine Heilgöttin, und daher mag der Glaube rühren, die Katze könne dem Menschen Gutes und Böses bringen.

Katzenaberglauben

Maikätzchen und andere Junge:
Die Christen erklärten den Mai zum „bösen Monat“, weil zu dieser Zeit viele heidnische Fruchtbarkeitsrituale abgehalten worden waren. Junge Maikatzen wurden folglich auch als böse betrachtet und vielfach umgebracht. Man glaubte, dass Maijungen Schlangen ins Haus ziehen. Mancherorts wurden Katzenjunge, die gleich nach dem Michaelistag am 29. September zur Welt kamen, als Brombeerjunge bezeichnet. Sie galten als besonders wild.

Glücksbringer oder nicht?
Wenn uns eine schwarze Katze über den Weg läuft- bringt das Glück oder Unglück? Das hängt ganz davon ab, wo man lebt. In Japan und England beispielsweise soll es Glück bringen. In einigen anderen Ländern bringt es Unglück, es sei denn man spuckt sofort aus.
Wenn eine schwarze Katze einer Kraut auf dem Weg zur Kirche begegnet, soll das Unglück bringen. In neuerer Zeit glauben viele, dass eine schwarze Katze, die von links nach rechts vor einem Auto herspringt, eine Reifenpanne verursacht. Etwas sachlicher ist in diesem Zusammenhang die Meinung, dass eine Katze, die auf einen Menschen zukommt, Glück bedeutet und eine, die ihm den Rücken kehrt, Pech nach sich zieht.

Die Katze als böses Omen
In bestimmten Regionen Frankreichs rechnete man mit einem Jahr Pech, wenn man am ersten Januar einer Katze begegnete. Andernorts beklagte man dann immerhin einen verlorenen Tag, wenn man morgens spielende Katzen sah. Eine Katze um Mitternacht war niemand Geringerer als der leibhaftige Satan. All diesen schlimmen Vorzeichen könnte man wohl nur entgehen, wenn man seine Augen ständig geschlossen halten würde- wäre da nicht das Problem, dass es auch ein böses Omen ist, wenn man nur von einer schwarzen Katze träumt.

Warum haben Katzen neun Leben?
Der Glaube an die neun Leben der Katze lässt sich bis ins alte Ägypten zurück verfolgen. Die Neun ist eine heilige Zahl, weil sie sich aus „drei mal drei“ ergibt. Die Zahl drei hat fast überall auf der Welt eine Bedeutung- in vielen Kulturen verehrten die Menschen eine heilige Dreieinigkeit. Die Ägypter, in der Zahlenlehre sehr bewandert, verknüpften die Katze schon sehr früh mit der Zahl neun. Im Mittelalter konnten sich Hexen neunmal in Katzen verwandeln. Übrig geblieben ist der Glaube an die neun Leben.


Der sechste Sinn der Katze

Gespür für Gefahren
Katzen sind unglaublich empfänglich für Vibrationen. Hierin scheint der Grund für ihre fast unheimliche Fähigkeit zu liegen, Unglücke wie Erdbeben, Vulkanausbrüche oder Luftangriffe im Krieg voraus zu spüren.
Viele Menschen, die in unmittelbarer Nähe aktiver Vulkane leben, halten sich Katzen als eine Art Vorwarnsystem, und das aus gutem Grund.
Eine Katze namens Toto lebte bei ihren Besitzern in der Nähe des Vesuv. Eines Nachts im Jahr 1944 weckte Toto ihren Besitzer, indem sie ihn beständig an der Wange kratzte und auch nicht nach gab, als ihr Herrchen schimpfte. Die Ehefrau des Besitzers ahnte, dass Totos ungewöhnliches Benehmen auf einen Vulkanausbruch hin deutete. Sie bestand darauf, in alles Eile ein paar Habseligkeiten ein zu packen und das Haus zu verlassen. Eine Stunde später begrub der Vesuv mehr als dreißig Menschen samt ihren Häusern unter glühender Lava.

Psi
Die Fähigkeit der Katze, über unglaubliche Entfernungen nach Hause zu finden ist legendär. Der Weltrekord steht bei 2000 km. Eine alte hebräische Legende zeigt, wie lang dieser außerrodendliche Fähigkeit der Katze schon bekannt ist: Als Adam und Eva mit samt allen Tieren aus dem Paradies vertrieben wurden, konnte sich nur die Katze den Weg merken- und bis heute kennt sie allein den Rückweg zum Garten Eden.

Zeitgefühl
Viele Katzen besitzen einen untrüglichen Instinkt für Zeit. So entstand schon bald der Glaube an ihre enge Verwandtschaft mit der Sonne, die ja immer genau weiß, wann sie auf und unter zu gehen hat.


Die Katze und der Tod                            

Katzen werden mit dem Tod in Verbindung gebracht, weil sie Hekate symbolisieren, die Göttin des Todes und der Unterwelt.
Es gibt mehrere Berichte von Menschen, denen kurz vor dem Tod einer ihnen nahe stehenden Person eine Katze erschien. Im Jahre 1890 sah eine junge Frau, die aus dem Zimmer ihres kranken Großvaters kam, eine fremde Katze. Sie folgte ihr in einen Raum, der keinen weiteren Ausgang hatte- doch die Katze blieb verschwunden. Am Tag darauf starb der alte Herr. Ihre Mutter hatte zuvor dasselbe beim Tod ihres Ehemannes erlebt.
In okkulten Texten des Mittelalters wird die Erde als Mittelpunkt der Welt angesehen. Sie war umgeben von einer Reihe konzentrischer Sphären. Bei Geburt oder Tod musste, um andere Sphären und Planeten um schließlich in den Himmel zu erreichen, die Mondsphäre durchquert werden. Oft wurde die Mondsphäre als Ort des Fegefeuers angenommen, das durchquert werden musste, um schließlich in den Himmel zu kommen. Babys, die noch geboren werden sollten, konnten es ohne Mühe durchqueren, aber die Seelen der Verstorbenen begegneten dort Dämonen, bevor sie weiterziehen konnten. Die mystische Verbindung von Mond, Katzen und Dämonen mag zur späteren Verknüpfung der Katzen mit den Hexen und dem Bösen allgemein beigetragen haben. Jedenfalls liegt hier bis heute der stärkste Symbolgehalt der Katze verborgen.