Einführung:
Als
gezähmtes Haustier taucht die Katze erstmals im alten Ägypten auf, vor
gut dreitausend Jahren. Sie wanderte von Nordafrika über Europa nach
Asien, später nach Amerika und in den Pazifischen Raum.
Katzen spielen in den verschiedensten mystischen, religiösen und
magischen Weltbildern der letzten Jahrtausende eine besondere Rolle. Ein
Grund dafür ist sicher, dass Katzen ihrer natürlichen, wilden
Lebensweise treuer geblieben sind als die meisten anderen Haustiere. Die
vielen verwilderten Katzen beweisen, dass Katzen sich jederzeit von uns
lösen und ohne uns überleben können. Sie brauchen uns nicht wirklich-
und wohl deshalb fühlen wir uns so geehrt, wenn sie uns ihre Zuneigung
schenken.
Unsere Beziehung zu Katzen hat viel mit unserem gemeinsamen Bedürfnis
nach Berührung zu tun. Wir streicheln und kraulen sie, sie schmiegen
sich an und schnurren um unsere Beine.
Katzen
können genauso wichtig werden wie gute Freunde sein.
Die
Katze als Geschenk Gottes:
Dem
hebräischen Volksglauben nach gab es vor der Sintflut auf der Erde
keine Katzen. Als jedoch alle Tiere in der Arche angelangt waren,
befürchtete Noah, der Löwe könnte den anderen Geschöpfen gefährlich
werden.
Er bat Gott um Hilfe und wurde erhört- der Löwe fiel in einen tiefen
Schlaf. Aber damit entstand ein neues Problem: die Ratten vermehrten
sich übermäßig und begannen, die Essensvorräte zu vernichten. In
seiner Not bat Noah Gott nochmals um Hilfe, und dieser befahl ihm, den
Löwen einen Schlag
auf die Nase zu versetzen.
Der Löwe musste niesen, und aus seinen Nüstern fielen die ersten
beiden Katzen auf die Erde. Die Ratten mussten sich fortan in acht
nehmen.
Obgleich
die Katze einst sogar die göttliche Fruchtbarkeit der Mutter Gottes
symbolisiert hatte, stand sie nur noch für Verstohlenheit und Betrug,
sie wurde zur Judaskatze und erscheint als solche auf vielen Gemälden
vom letzen Abendmahl. Nachdem die ketzerischen Manichäer, Waldenser,
Albigenser, Katharer und Templer einmal „gestanden“ hatten, den
Satan in Gestalt einer schwarzen Katze an zu beten, kannte der Hass
gegen die Katze in der christlichen Welt keine Grenzen mehr. Seit dem
späten Mittelalter wurden sie grausam verfolgt. Innozenz VIII. , ein
Papst der Renaissancezeit, befahl, alle Katzen in der christlichen Welt
zu töten. Millionen von Katzen fielen diesem Befehl zum Opfer, die
meisten von ihnen wurden verbrannt. Erst Ludwig der XIII. unterband
diese Praxis im 17. Jahrhundert wieder. Der Katzenhass mag übrigens mit
verantwortlich für die verheerende Ausbreitung der schwarzen Pest
gewesen sein. Ratte und Maus als Träger der tödlichen Seuche hatten
sich ja ungehindert vermehren können.
Das
Geschöpf des Teufels
Als Gottes gute Schöpfung galt der Hund, während die Katze die
schlechte Schöpfung des Teufels war. Einem mittelalterlichen Glauben
zufolge erschuf der Teufel die Katze aus Versehen. Er wollte eigentlich
einen Menschen schaffen, aber es gelang ihm nur eine haarlose Katze.
Petrus war es, der Mitleid mit dieser armen Kreatur empfand und ihr ein
Fell gab.
Die
Schamanen in der Mongolei glauben, dass Gott Mann und Frau aus einem
Lehmklumpen formte und dann mit einem Fell umhüllte. Um sie zum Leben
zu erwecken, musste er Wasser aus der ewigen Quelle holen. Hund und
Katze sollten so lange Wache halten. Der Teufel lenkte sie jedoch mit
Futter ab und urinierte dann auf die beiden Lehmmenschen. Das erzürnte
Gott sehr und er zwang die Katze, das verdorbene Fell der Menschen bis
auf die Haut abzulecken. Nur das Haupthaar, das sauber geblieben war,
sollten Mann und Frau behalten. Schließlich blieben auch noch ein paar
behaarte Stellen übrig, die die Katze nicht so gut mit ihrer Zunge
erreichen konnte.
Dann erweckte Gott Mann und Frau mit dem heiligen Wasser zum Leben.
Unsterblich konnten sie nun nicht mehr werden.
Dem mittelalterlichen Volksglauben nach war die Katze das Geschöpf des
Teufels. Schwarze Katzen wurden sogar als der Teufel selbst betrachtet.
Sicherlich dachten die Menschen in Irland daran, wenn sie beim Betreten
eines Hauses zum Gruß sagten: „Gott schütze alle hier, nur nicht die
Katze“.
Wenn der Teufel beschwört werden sollte, benötigte man dazu immer eine
Katze. Im schottischen Hochland gab es im 17. Jahrhundert einen Ritus,
bei dem mehrere Personen eine lebende Katze rückwärts über ihre
Schulter in einen Röstofen mit zwei Türen werfen mussten.
Einer der Anwesenden kroch anschließend unter einen Kessel, ein anderer
sprach die Beschwörungsformel und ein dritter hielt sich bereit, dem
Teufel gegenüber zu treten. Dann warf man den Teufel die Katze ins
Gesicht und er musste Fragen beantworten und Wünsche erfüllen.
Die
Katze und ihre Symbole
Das
Unbewusste:
Katzen wurden weit häufiger mit dem Unbewussten als mit dem Bewusstsein
in Verbindung gebracht, mit dem Mond eher als mit der Sonne und auch mit
dem Ying eher als mit Yang. Die Ägypter glaubten, die katzenköpfige
Göttin Bastet sei der Mond und damit das linke Auge des Himmelsgottes
Horus, mit dem er nachts über die Welt wachte. Sein rechtes Auge, die
Sonne schlief derweil. Unser linkes Auge und die gesamte linke Seite
unseres Körpers werden von der rechten, intuitiven und schöpferischen
Seite unseres Gehirns gesteuert.
Fruchtbarkeit:
Die Fruchtbarkeit der Katzen ist legendär. Zum einen vermehren sie sich
wirklich enorm schnell, zum anderen scheinen die Veränderungen ihrer
Augen mit den wechselnden Mondphasen in Verbindung zu stehen- und damit
auch mit dem weiblichen Menstruationszyklus, der bei den Frauen
früherer Zeit fast immer parallel zu den Mondphasen verlief.
Freiheitsliebe:
Ihre natürliche Unabhängigkeit und die nie abgelegte Wildheit ließen
die Katze bei den Römern und später in der Wappenkunde zum Symbol der
Freiheit werden.
Die Göttin Artemis war das griechische Gegenstück zur ägyptischen
Katzengöttin Bastet. Artemis stand für Freiheit, Wildheit, Natur und
Jagdinstinkt- alles ausgesprochene Katzeneigenschaften. Die Römer
machten aus Artemis ihre freiheitsliebende Jagdgöttin Diana. Diese
wurde oft mit einer Katze, die zu ihren Füßen lag, dargestellt.
Wachsamkeit:
Die Mondgöttin Bastet blickte mit ihrem Katzenkopf unbewegt Nacht für
Nacht vom Himmel herab- genauso ausdauernd wie alle Katzen, wenn sie
regungslos eine Maus oder einen Vogel betrachten, Katzen sind beharrlich
und wachsam.
Rätselhaftigkeit:
Ihr Jagdinstinkt, ihre Neugierde und ihre Findigkeit haben der Katze in
der Welt den Ruf eines geheimnisvollen Wesens verliehen. In Äsops
Fabeln ist die Katze der Schwindler und im Märchen vom
"Gestiefelten Kater" verhilft der Kater seinem Meister mit
Tricks und Finten zu Ruhm und Reichtum.
Ewigkeit:
Ein Kreis hat keinen Anfang und kein Ende und galt deshalb schon immer
als Symbol für Ewigkeit. Im Zen- Buddhismus bedeutet der Kreis
Erleuchtung. Einheit und Vollkommenheit entstehen durch Balance- dies
besagt das kreisförmige Ying- Yang- Symbol. Katzen dienen mitunter als
Sinnbild für die Ewigkeit, weil sie sich im Schlaf oft kreisförmig
zusammenrollen.
Katz'
und Maus:
Wenn Katzen auf Gemälden oder anderen Bildern dargestellt sind, dann
sehen wir sie zumeist beim Mäusejagen. Dieses dient als Symbol der
Sterblichkeit. Die Maus steht für die menschliche Seele, die Katze für
den Tod, der plötzlich und unerwartet oder als Folge eines tödlichen
Spiels eintreten kann. In einigen Ländern Europas wurden Mäuse als
Seelen verstorbener betrachtet und dementsprechend gefüttert.
Heilige Tiere
Die berühmtesten heiligen Katzen wurden von den alten Ägyptern
gehalten. Die heutigen äthiopischen Rassen sind möglicherweise ihre
direkten Nachfahren, sie könnten allerdings auch durch die Kreuzung
getigerter Katzen zustande gekommen sein.
Tempelkatzen:
Sowohl siamesische als auch birmanische Katzen wurden als Hüter
buddhistischer Heiligtümer geschätzt. Die Thailänder glaubten, dass
der Geist der Menschen in die Katzen hinüberwanderte wenn sie starben.
Dieser Glaube erhöhte die Katzen zu heiligen Tieren.
Mitglieder
der königlichen Familie von Siam wurden zusammen mit einer lebenden
Katze bestattet. Das Dach der Grabkammer enthielt kleine Öffnungen.
Entkam die Katze durch diese Löcher, dann war sicher, dass die Seele
des Verstorbenen in der Katze weiterlebte.
In Birma erzählt man folgende Geschichte:
Vor der Geburt des Buddha lebten im Tempel von Lao- Tsun, der der
blauäugigen Göttin Tsun Kyankse geweiht war, hundert weiße Katzen.
Tsun Kyankse aber wachte über die Wanderung der abgeschiedenen Seelen.
Eines nachts überfielen Räuber den Tempel und töteten den
Hohepriester, der am Altar kniete. Sofort sprang seine gelbäugige Katze
Sinh auf den toten Körper und empfing dessen Seele. Sinhs Fell wurde
golden und ihre Augen so blau wie die der Göttin. Wo sie aber den
Körper des Priesters berührt hatte, blieben die Pfoten als Symbol der
Reinheit des Priesters schneeweiß. Der Hohepriester, jetzt in Sinhs
Körper, gab seinen Mönchen die Kraft, die Mörder zu überwältigen.
Die arme Sinh saß sieben Tage auf dem Thron und verweigerte jede
Nahrung. Dann starb sie. Die Seele des Meisters wanderte weiter, in den
Himmel. Von diesem Tage an hatten alle Katzen des Tempels blaue Augen,
ein goldenes Fell und die weißen Pfoten der Birma Katze.
Sonne
und Mond
Offensichtlich
können Katzen in der Dunkelheit sehen. Daher wurden sie schon von den
alten Ägyptern mit den Lichtquellen Sonne und Mond in Verbindung
gebracht. Wie viele andere Völker verglichen die Ägypter den Löwen
mit der Sonne. Beide sind stark und mächtig. Der große ägyptische
Sonnengott Ra wurde als Löwe dargestellt, ebenso seine Tochter Sekhmet.
Katzen repräsentierten die selben Mächte wie die Löwen, so nahm der
Sonnengott Ra bisweilen die Gestalt einer Katze an. Zudem galt der Mond
im Reich der Pharaonen auch als „kleine Sonne“. Daraus folgte, dass
die „großen“ und „kleinen Löwen“ Nicht nur mit der Sonne,
sondern auch mit dem Mond identifiziert wurden. Die Katze wurde
schließlich das Symbol der Mondgöttin Bastet, die ursprünglich in
Gestalt einer Löwin angebetet worden war.
Die
Wetterkatze
Es ist
schwer zu sagen, ob Katzen das Wetter vorhersagen können. Sicher
reagieren sie sensibler auf Elektrizitätsschwankungen und
Luftdruckveränderungen als wir Menschen. Katzen schaffen es sogar, ihre
Jungen vor einem plötzlich hereinbrechenden Wirbelsturm in Sicherheit
zu bringen. Die meisten Geschichten über die Wetterfühligkeit der
Katzen gründen sich aber auf weniger überzeugende Fakten. Einem weit
verbreiteten Glauben nach wird es regnen, wenn eine Katze ihre Pfoten
hinter die Ohren legt ( was Katzen stets tun, wenn sie sich putzen).
Eine aufgeregte Katze mit hoch erhobenen Schwanz signalisiert Sturm.
Wenn eine Katze dagegen ihre Position für die obligatorische „Katzenwäsche“
ein nimmt, dann kann das alles bedeuten: entweder kommt Regen, Schnee,
Frost, oder anderes schlechtes Wetter auf.
Vielen Überlieferungen zufolge können Katzen, wie Hexen, das Wetter
sogar beeinflussen. In manchen Bauernsagen haben Katzen die Macht, Regen
zu bringen.
In Kambodscha gibt es den alten Brauch, eine im Käfig eingesperrte
Katze von Dorf zu Dorf zu tragen. Die Dorfbewohner besprenkelten sie
dann mit Wasser, um so ihrem Gott Indra um Regen zu bitten. Mancherorts
tauchte man die armen Tiere sogar ganz unter Wasser.
Katzen
bei Nacht
Jede Nacht
geht Ra, die Sonne, schlafen und Dunkelheit senkt sich über das Land.
Das glaubten die alten Ägypter. Während Ra, umgeben von Totengeistern,
in seinem Boot durch die Unterwelt gleitet, versucht die Schlange Apep,
ihn auf zu halten, indem sie das Wasser unter seinem Boot leer trinkt.
Zum Schluss erscheint die große Katze- angefeuert von Geister, die laut
„Miau“ rufen und beißt der Schlange den Kopf ab. So kann jeden
Morgen die Sonne aufs neue auf gehen.
Katzen
und Vampire
In Japan
verwandeln sich Vampire gern in eine Katze, überwältigen heimtückisch
ihr Opfer und leben dann in dessen Hülle weiter.
In China heißt es, dass ein Toter auferstehen und für kurze Zeit
Böses anrichten wird, wenn sich unter seiner Bahre ein Hund und über
ihm auf dem Dach eine Katze befindet.
In weiten Teilen Europas glaubt man, dass aus einem Toten ein Vampir
wird, wenn eine Katze über seine aufgebahrte Leiche läuft. Deshalb
sperrt man Katzen aus Totenzimmern aus.
Diese Vampirlegenden haben ihre Wurzeln in dem hebräischen Volksglauben
um Lilith, Adams erster Frau. Sie wurde aus dem Paradies vertrieben,
weil sie ihrem Mann nicht gehorsam war. Aus Lilith wurde eine böse Hexe
und ein Vampir, der sich an Säuglingsblut labte. Am liebsten nahm
Lilith den Körper einer riesigen schwarzen Katze namens El Broosha an.
Esoterische
Katzen
Im modernen
Tarot kommen keine Katzen vor. Bevor aber, um das Jahr 1800, die
Marseilles- Karten üblich werden, findet sich die Katze auf der
unnummerierten Narrenkarte zu Füssen des Narren. Sie soll die niedere
Natur versinnbildlichen.
Diese Natur wurzelt stark im Unbewussten. Um ihn darauf aufmerksam zu
machen, beißt die Katze den Narren ins linke Bein. Die linke Seite des
Körpers steht für Unbewusstes und Intuition.
Katzen
in der Astrologie
Erstaunlicherweise
kommen weder in der westlichen noch in der östlichen Sternkunde Katzen
vor. Der französische Dichter Voltaire möchte keine Katzen und
mokierte sich immer darüber, dass sie es nicht geschafft hatte, unter
die 33 Sternbildtiere aufgenommen zu werden. Sein Landsmann Lalande, ein
Astronom, nannte, nur um Voltaire zu ärgern, ein Sternbild „Felis“
und nahm es in seine Himmelskarte auf. Er schrieb: „Diese Figur soll
an der Sternenkarte kratzen“. Das tat sie aber leider nur für hundert
Jahre, dann wurde „Felis“ als überflüssig aus den Himmelskarten
verbannt.
Das chinesische Horoskop schließt die Katze aus, weil sie sich bei
Buddhas Tod unwürdig verhalten haben soll. Alle Tiere kamen, um Buddhas
Eingang ins Nirwana mit zu erleben. Nur die Katze verpasste das
Ereignis, weil sie unterwegs ein Nickerchen hielt. Heute stellt die
Katze manchmal das vierte chinesische Tierkreiszeichen dar, aber
traditionell stand an dieser Stelle der Hase.
Von
Katzen und Schlangen
Von der
Legende, nach der die Katze nicht zu Buddhas Beerdigung erschien, gibt
es eine weitere Version. Sie besagt dass die Katze sehr wohl ankam, sich
aber dadurch entehrte, dass sie nicht weinte. Das einzige andere Tier,
das bei dieser Gelegenheit keine Tränen vergoss, war die Schlange.
Katzen und schlangen haben viele Gemeinsamkeiten. Die Schlange
versinnbildlicht in diesem Mythos Tod und Krankheit. In der frühen
gnostischen Schrift „Pistis Sophia“ berichtet Jesus seiner Mutter
Maria von einer großen Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt
und dabei die ganze Welt umschlingt. Diese Welt enthält zwölf
Höllenkammern. Einige der Wächter vor den Kammern haben
Katzenhäupter. Auch in diesem Mythos bilden Schlange und Katze zwei
Teile eines Ganzen.
Von der
Göttin zur Hexe
Die Katze
hatte in der griechischen und römischen Antike ganz ähnliche
Funktionen und Bedeutungen wie schon in der ägyptischen Kultur. Sie
wurde den antiken Mondgöttinen zugeordnet, symbolisierte Freiheit,
Fruchtbarkeit, wasserspendende Energie und die Unterwelt. Die klassische
Mythologie berichtet, dass alle Götter Griechenlands vor dem Ungeheuer
Typhon vom Olymp nach Ägypten flohen. Da sie befürchteten, Typhon
könne ihnen folgen, verwandelten sie sich in Tiere. Diana, die
griechische Artemis, nahm Katzengestalt an. Auch Hekate verwandelte sich
auf der Flucht in eine Katze. Sie war die griechische Göttin der
Unterwelt und der Nacht und somit die dunkle Seite der Artemis. In der
römischen Mythologie wurde aus Hekate eines der drei Antlitze der
Mondgöttin: Luna (am Himmel), Diana (auf der Erde) und Hekate (in der
Unterwelt). Diese dreigestaltige Göttin nahm die Gestalt einer Katze
an, wenn sie sich mit ihrem Bruder Luzifer vereinigen wollte. Aus dieser
Verbindung erwuchs die Hexenmeisterin Aradia.
Im 13. Jahrhundert wuchs die Enttäuschung der Menschen über die Kirche
und die gesellschaftliche Lage. Die Kirche suchte einen Sündenbock und
verfiel auf die Hexerei. Von alten Frauen erwartete man wenig
ernsthaften Widerstand. In den folgenden Jahrhunderten wurden
Abertausende von ihnen als Hexen verbrannt- und ihre Katzen dazu.
Für die feindliche Haltung der Kirche gegenüber der Katze gab es
mehrere Gründe. Zum einen fürchteten die christlichen Patriarchen die
seit Urzeiten bestehende innige Beziehung zwischen Katzen und Frauen.
Zum anderen stand die Katze nach den überlieferten Mythologien der
Ägypter, Griechen und Römer in engem Kontakt mit dem Mond und der
Unterwelt mit all ihren dunklen Geheimnissen.
Nach und nach versuchte das Christentum, alle heidnischen Götter und
Göttinnen zu dämonisieren und so zu verdrängen. Diana, Artemis,
Hekate und Freya wurden zu Hexen erklärt. Sie alle waren als himmlische
Nachfahren der ägyptischen Göttin Bastet eng mit Katzen verbunden.
Zur
Verdammung der Katze berief sich die Kirche des weiteren auf die Bibel.
Dort wird die Katze nur ein einziges Mal erwähnt, und das auch nur in
den Apokryphen. Dort heißt es lediglich, dass Fledermäuse und Mäuse
auf Götzen sitzen werden und ebenso auch Katzen. Im Alten Testament
werden Katzen sonst nicht erwähnt. Das liegt sicher daran, dass die
Juden aus historischen Gründen alles ablehnten was den Ägyptern
wertvoll war.
Die
Macht der schwarzen Katze
Die
schwarze Katze war eine genetische Mutation, die um das Jahr 1000 v.
Chr. Erstmals in Phönizien auftauchte. Bei den Ägyptern galten
schwarze Katzen als Glücksbringer, im dunklen Mittelalter galten sie
als Geschöpfe des Teufels.
Andererseits
schrieb man insbesondere schwarzen Katzen heilende Wirkung bei
bestimmten Leiden zu, wie Gürtelrose, Keuchhusten oder dem Grauen Star.
Unglücklicherweise bestand die Behandlung in den meisten Fällen darin,
dass man eine schwarze Katze tötete, ihr Blut trank, ihr Herz briet und
aß, ihren Kopf zu Asche verbrannte und ähnliches mehr. Das mindeste
war aber ihr den Schwanz ab zu schneiden.
Eine
schwarze Katze zu berühren soll Glück bringen. Mancherorts soll man
dabei sogar einen Wunsch frei haben. Bastet war unter anderem auch eine
Heilgöttin, und daher mag der Glaube rühren, die Katze könne dem
Menschen Gutes und Böses bringen.
Katzenaberglauben
Maikätzchen
und andere Junge:
Die Christen erklärten den Mai zum „bösen Monat“, weil zu dieser
Zeit viele heidnische Fruchtbarkeitsrituale abgehalten worden waren.
Junge Maikatzen wurden folglich auch als böse betrachtet und vielfach
umgebracht. Man glaubte, dass Maijungen Schlangen ins Haus ziehen.
Mancherorts wurden Katzenjunge, die gleich nach dem Michaelistag am 29.
September zur Welt kamen, als Brombeerjunge bezeichnet. Sie galten als
besonders wild.
Glücksbringer
oder nicht?
Wenn uns eine schwarze Katze über den Weg läuft- bringt das Glück
oder Unglück? Das hängt ganz davon ab, wo man lebt. In Japan und
England beispielsweise soll es Glück bringen. In einigen anderen
Ländern bringt es Unglück, es sei denn man spuckt sofort aus.
Wenn eine schwarze Katze einer Kraut auf dem Weg zur Kirche begegnet,
soll das Unglück bringen. In neuerer Zeit glauben viele, dass eine
schwarze Katze, die von links nach rechts vor einem Auto herspringt,
eine Reifenpanne verursacht. Etwas sachlicher ist in diesem Zusammenhang
die Meinung, dass eine Katze, die auf einen Menschen zukommt, Glück
bedeutet und eine, die ihm den Rücken kehrt, Pech nach sich zieht.
Die
Katze als böses Omen
In bestimmten Regionen Frankreichs rechnete man mit einem Jahr Pech,
wenn man am ersten Januar einer Katze begegnete. Andernorts beklagte man
dann immerhin einen verlorenen Tag, wenn man morgens spielende Katzen
sah. Eine Katze um Mitternacht war niemand Geringerer als der
leibhaftige Satan. All diesen schlimmen Vorzeichen könnte man wohl nur
entgehen, wenn man seine Augen ständig geschlossen halten würde- wäre
da nicht das Problem, dass es auch ein böses Omen ist, wenn man nur von
einer schwarzen Katze träumt.
Warum
haben Katzen neun Leben?
Der Glaube an die neun Leben der Katze lässt sich bis ins alte Ägypten
zurück verfolgen. Die Neun ist eine heilige Zahl, weil sie sich aus „drei
mal drei“ ergibt. Die Zahl drei hat fast überall auf der Welt eine
Bedeutung- in vielen Kulturen verehrten die Menschen eine heilige
Dreieinigkeit. Die Ägypter, in der Zahlenlehre sehr bewandert,
verknüpften die Katze schon sehr früh mit der Zahl neun. Im
Mittelalter konnten sich Hexen neunmal in Katzen verwandeln. Übrig
geblieben ist der Glaube an die neun Leben.
Der
sechste Sinn der Katze
Gespür
für Gefahren
Katzen sind unglaublich empfänglich für Vibrationen. Hierin scheint
der Grund für ihre fast unheimliche Fähigkeit zu liegen, Unglücke wie
Erdbeben, Vulkanausbrüche oder Luftangriffe im Krieg voraus zu spüren.
Viele Menschen, die in unmittelbarer Nähe aktiver Vulkane leben, halten
sich Katzen als eine Art Vorwarnsystem, und das aus gutem Grund.
Eine Katze namens Toto lebte bei ihren Besitzern in der Nähe des Vesuv.
Eines Nachts im Jahr 1944 weckte Toto ihren Besitzer, indem sie ihn
beständig an der Wange kratzte und auch nicht nach gab, als ihr
Herrchen schimpfte. Die Ehefrau des Besitzers ahnte, dass Totos
ungewöhnliches Benehmen auf einen Vulkanausbruch hin deutete. Sie
bestand darauf, in alles Eile ein paar Habseligkeiten ein zu packen und
das Haus zu verlassen. Eine Stunde später begrub der Vesuv mehr als
dreißig Menschen samt ihren Häusern unter glühender Lava.
Psi
Die Fähigkeit der Katze, über unglaubliche Entfernungen nach Hause zu
finden ist legendär. Der Weltrekord steht bei 2000 km. Eine alte
hebräische Legende zeigt, wie lang dieser außerrodendliche Fähigkeit
der Katze schon bekannt ist: Als Adam und Eva mit samt allen Tieren aus
dem Paradies vertrieben wurden, konnte sich nur die Katze den Weg
merken- und bis heute kennt sie allein den Rückweg zum Garten Eden.
Zeitgefühl
Viele Katzen besitzen einen untrüglichen Instinkt für Zeit. So
entstand schon bald der Glaube an ihre enge Verwandtschaft mit der
Sonne, die ja immer genau weiß, wann sie auf und unter zu gehen hat.
Die
Katze und der Tod
Katzen
werden mit dem Tod in Verbindung gebracht, weil sie Hekate
symbolisieren, die Göttin des Todes und der Unterwelt.
Es gibt mehrere Berichte von Menschen, denen kurz vor dem Tod einer
ihnen nahe stehenden Person eine Katze erschien. Im Jahre 1890 sah eine
junge Frau, die aus dem Zimmer ihres kranken Großvaters kam, eine
fremde Katze. Sie folgte ihr in einen Raum, der keinen weiteren Ausgang
hatte- doch die Katze blieb verschwunden. Am Tag darauf starb der alte
Herr. Ihre Mutter hatte zuvor dasselbe beim Tod ihres Ehemannes erlebt.
In okkulten Texten des Mittelalters wird die Erde als Mittelpunkt der
Welt angesehen. Sie war umgeben von einer Reihe konzentrischer Sphären.
Bei Geburt oder Tod musste, um andere Sphären und Planeten um
schließlich in den Himmel zu erreichen, die Mondsphäre durchquert
werden. Oft wurde die Mondsphäre als Ort des Fegefeuers angenommen, das
durchquert werden musste, um schließlich in den Himmel zu kommen.
Babys, die noch geboren werden sollten, konnten es ohne Mühe
durchqueren, aber die Seelen der Verstorbenen begegneten dort Dämonen,
bevor sie weiterziehen konnten. Die mystische Verbindung von Mond,
Katzen und Dämonen mag zur späteren Verknüpfung der Katzen mit den
Hexen und dem Bösen allgemein beigetragen haben. Jedenfalls liegt hier
bis heute der stärkste Symbolgehalt der Katze verborgen. |